Musiktherapie Erfahrungen
für die Psychiatrie und die Psychosomatik


Im Mittelpunkt sein

Diese Erfahrung ist relativ konfrontierend. Ich kann sie nur für sehr fitte Gruppen empfehlen, und wenn du dich in deiner Fähigkeiten sicher fühlst, einiges aufnehmen und stützen zu können.

Bereich:

Erwachsene

Form:

Gruppentherapie (introspektionsfähige Gruppen!)

Instrumente:

diverse Instrumente

Themen:

Selbstwahrnehmung, Selbstwirksamkeit, Grenzen (erkennen, setzen, einhalten)

Quelle:

Arbeit mit Theatertherapeutin E. Matyjaszewska

Anleitung

  • Ein:e Patient:in stellt sich zur Verfügung, für die Runde etwas im Mittelpunkt zu stehen. Ein Stuhl wird mitten im Raum aufgestellt, welchen sich der/die Patient:in setzt.
  • Der/die Patient:in soll sich ein negatives Gefühl oder Gedanken überlegen. Dieser darf mit der Gruppe geteilt werden, muss er aber nicht. Es soll auf jeden Fall ein Instrument ausgesucht werden, das dieses Gefühl oder diesen Gedanken darstellt.
  • Dieses Instrument wird an eine andere Person weitergegeben.
    - Wichtig: Der/die Patient:in soll die Person fragen, ob diese negative Eigenschaft gespielt werden möchte. Jeder darf nein sagen!
    - Option: Ein Instrument darf ausgesucht und weitergegeben werden für ein positives/unterstützendes Gefühl und eins für ein neutrales Gefühl. Dies kann alternativ auch erst in einer späteren Runde eingeleitet werden.
  • Einen Stoppsignal wird für den/die Patient:in im Mittelpunkt ausgemacht:
    - „Stopp!“ rufen
    - Auf eine Trommel schlagen
    - Hände hochheben
    - etc.
  • Der/die Patient:in sitzt in der Mitte und die anderen Patient:innen laufen um ihn/sie umher. Mal näher, mal weiter weg, mal schneller, mal langsamer.
  • Wenn es der Patient „ausreichend“ unangenehm wird, soll er den Stoppsignal einsetzen. Erste Reflexion folgt.

Erste Reflexion

  • Allgemeine Erfahrungen des/der Patient:in
  • Was hat er/sie bei sich beobachtet: Wann wurde das Stopp-Signal benötigt?
  • An die Gruppe: War der Stoppsignal zu merken? Oder war das negative Gefühl zu stark und hat sich erstmal durchgesetzt?
  • Wichtigste Frage: Was kann der/die Patient:in machen, um die Situation zu beeinflussen, sodass er/sie länger durchhalten könnte? Raum verlassen ist leider keine Möglichkeit. :-)
    - Braucht der/die Patient:in mehr Abstand von allem?
    - Soll er/sie die Stuhlposition im Raum ändern?
    - Soll er/sie ein stärkeres Unterstützungsinstrument nehmen?
    - Wichtig hierbei ist, dass die Änderungen nur bei dem Patient bleiben. Er kann die anderen Patienten nicht ändern! So ist es im Leben auch.

Weiter geht's

  • Die nächste Runde mit den eingesetzten Änderungen: Der/die Patient:in setzt wieder ein Stoppsignal ein, wenn es ihm/ihr zu viel wird.
  • Reflexion der zweiten Runde:
    - Was hat geklappt? War es so hilfreich, wie erwartet?
  • Wenn nötig können mehrere „Proberunden“ gemacht werden, um verschiedene Hilfsmöglichkeiten auszuprobieren.
  • Nach 2-3 Runden sollte man die Intervention mit dem Alltag im Bezug bringen.
    - Was hat geholfen? Wie würde das im Alltag bzw. in meiner Situation aussehen?
  • Die Erfahrungen und Beobachtungen der Mitpatient:innen sind natürlich auch willkommen.

Diese Intervention ist, wie erwähnt, sehr konfrontativ. Auch die Mitpatient:innen können „getriggert“ werden. Hier kann man üben, wie man sich selber reguliert – auf dem Körper klopfen, Wohlfühlort vorstellen, gemeinsames und strukturiertes Trommeln, Atemübungen.